Erziehungswissenschaft und MINT-Fächer que(e)r denken!
Rezension erschienen: Darmstädter Sammelband gibt Impulse für die Lehrer*innenbildung
05.07.2017
Ein sensibler Umgang mit vielfältigen geschlechtlichen und sexuellen Lebensweisen ist ein Grundrecht schulischer Erziehung und Bildung, das in der Schulpraxis nach wie vor selten realisiert und von Lehrkräften nur unzureichend begleitet wird. Ein Grund für den schulpraktischen Mangel an Gender- und Differenzreflexivität sind fehlende pädagogische und fachdidaktische Professionalisierungsangebote, die sich kritisch mit den Wirkungsweisen von Heteronormativität befassen. Dies gilt insbesondere für die MINT Unterrichsfächer. Die 2017 erschienene Publikation von Nadine Balzter, Florian Cristobal Klenk und Olga Zitzelsberger Queering MINT – Impulse für eine dekonstruktive Lehrer_innenbildung möchte diese Leerstelle schließen. Sie stellt den Abschluss des an der TU Darmstadt angesiedelten QSL-Projektes G-MINT: Verbesserung der Unterrichtsqualität in den MINT-Fächern (10/2010 – 09/2016) dar und widmet sich der Herausfoderung, gender- und queerinformierten Perspektiven im Kontext der Erziehungswissenschaft, der MINT-Fächer/Fachdidaktiken und der Lehrer_innenbildung zu implementieren. Zwei aktuell erschienene Rezensionen zum Sammelband, eine in in der Zeitschrift Berufsbildung und eine im Newsletter des österreichischen Vereins zur Erarbeitung feministischer Erziehungs- und Unterrichtsmodelle (efeu), bestärken die Bedeutung des darmstädter Projektes und betonen die Relevanz des Sammelbandes für die Lehrer_innenbildung.
Renate Tanzberger vom Verein zur Erarbeitung feministischer Erziehungs- und Unterrichtsmodelle (efeu) schreibt…
„Der Sammelband liefert einen wichtigen Beitrag sowohl für die Frage, inwieweit (hetero-)normativitätskritische Ansätze in den MINT-Fächern zu finden sind als auch dahingehend, in welche Richtung sich die Ausbildung verändern müsste, um in dieser Hinsicht zu einer Professionalisierung von Lehrer_innen beizutragen […] für Personen, die mit der Thematik vertraut sind, bieten sich vielfältige Denkanregungen“.
Die vollständige Rezension kann kostenfrei auf der Vereinseite eingesehen werden: http://www.efeu.or.at/rezensionen.htm
Tatjana Kasatschenko schreibt in der aktuellen Ausagbe der Berufsbildung (164): Zeitschrift für Theorie-Praxis-Dialog: „Insgesamt wurde das in der Einleitung formulierte Vorhaben der Herausgeber_innen, Themen, Inhalte und Konzepte der MINT-Fächer unter der differenzreflexiven Perspektive geschlechterwissenschaftlicher und queerer Theorien umzudenken […] erfolgreich verwirklicht. Offen bleibt allerdings die Frage, ob dekonstruktiv auch immer queer meint […] Dennoch handelt es sich bei dem neuen Sammelband um eine bereichernde Lektüre für jede/n, der/die vor der Irritation gängiger […] Normalitätsvorstellungen nicht zurückschreckt, sondern diesen im Gegenteil bewusst auf die Spur kommen will“.
Die vollständige Rezension kann in der aktuellen Ausgabe (164) der Berufsbildung – Zeitschrift für Theorie-Praxis-Dialog eingesehen werden: http://www.zeitschrift-berufsbildung.de/