Projektbeschreibung

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Verbesserung der Unterrichtsqualität in den MINT-Fächern (G-MINT)

Lehr – und Forschungsprojekt an der TU Darmstadt, Fachbereich Humanwissenschaften Institut für Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik

Zeitrahmen: 01.10.2010 – 30.09.2012

Ausgangssituation

Beharrlich wählen junge Frauen – auch bei guten bis sehr guten Schulleistungen in den MINT-Unterrichtsfächern – weiterhin insbesondere sozial- und geisteswissenschaftliche Studiengänge. In wissenschaftlichen Veröffentlichungen wird hierbei auf ein Bündel möglicher Ursachen in den Be-rufswahlprozessen von Mädchen und jungen Frauen verwiesen (vgl. beispielsweise Nissen 2003). Übereinstimmend wird gleichzeitig festgestellt, dass die Potenziale für die unterschiedlichen Studienrichtungen bei beiden Geschlechtern in gleichem Maße vorhanden sind. In Sozialisations- und Erziehungsprozessen werden jedoch Mädchen und Jungen unterschiedliche Kompetenzen zugeschrieben und entsprechend den stereotypen Zuschreibungen gefördert. Dies geschieht vor allem auch durch Lehrkräfte in den MINT- Unterrichtsfächern. Mit Beginn der Pubertät kann zudem festgestellt werden, dass das Interesse an Naturwissenschaft und Technik bei Mädchen nachlässt, selbst bei guten bis sehr guten Leistungen. In dieser sensiblen Phase gerät im Leben vieler Mädchen das bisherige Selbstvertrauen ins Wanken. Für sie geht es darum, eine weibliche Identität zu entwickeln, zu der scheinbar immer noch Interesse an Naturwissenschaft und Technik weniger passt.

Die Konsequenzen lassen sich an den Anteilen weiblicher Studierenden auch an der TU Darmstadt ablesen.

Anteil der weiblichen Studierenden in den Ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen an der TUD

Gesamt Studierende Weibliche Studierende Prozentualer Anteil weiblicher Studierender
Studierende in den Bachelor Studiengängen an der TU Darmstadt 9300 2152 23,4 %
Studierende in den Master Studiengängen an der TU Darmstadt 1488 315 18,75 %
Studiengang Maschinenbau (BA + MA) 2669 260 9,74 %
Studiengang Informatik 1820 187 10,27 %
Studiengang Elektro- und Informationstechnik 1749 182 10,41 %
WI-Bauing./WI-E- u. I-Technik, WI-Maschinenbau, Wirtschaftsinformatik 1912 314 16,42 %
Quelle: Studierendenstatistik Sommersemester 2010. Stand 15.05.10

Bezug nehmend auf die aktuelle Studierendenstatistik des Dezernats II der Technischen Universität Darmstadt vom 15.05.2010 stellen sich die Anteile der weiblichen Studierenden vor allem in den Ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen weit unterdurchschnittlich dar.
Insgesamt beläuft sich der Anteil weiblicher Studierender im Sommersemester 2010 in den verschiedenen Bachelor Studiengängen im ersten Studiengang auf 2152 Personen, d.h. 23,14%. In den Masterstudiengängen fällt der Frauenanteil auf 18,75%. Betrachtet man nun die ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge, zeigt sich ein noch größeres Ungleichgewicht zwischen männlichen und weiblichen Studierenden. Besonders hervorzuheben sind hierbei drei Studiengänge, die einen extrem geringen Anteil weiblicher Studierenden aufweisen, die jedoch insgesamt an der TU Darmstadt zu den prestigeträchtigsten / renommiertesten Studiengängen zählen.

Im Studiengang Maschinenbau, der mit insgesamt 2669 Studierenden zum zweithäufigsten gewählten Studiengang der TU Darmstadt gehört, sind weibliche Studierende mit lediglich 9,74% laut Studierendenstatistik vertreten. Damit weist dieser Studiengang im Verhältnis zu den männlichen Studierenden den geringsten weiblichen Studienanteil aus.
Dicht danach folgen die Studiengänge Informatik mit 10,27% weiblichen Studierenden sowie der Studiengang Elektro- und Informationstechnik mit rechnerisch 187 von insgesamt 1820 Studierenden. Das entspricht einem Anteil von lediglich 10,4 %.

Möglichkeiten der Intervention
Der Technischen Universität ist es ein Anliegen den Anteil an weiblichen Studierenden, insbesondere in den MINT-Studienfächern zu steigern. Häufig wird in diesem Zusammenhang darauf verwiesen, dass der TU jedoch die Hände gebunden seien, denn die Entscheidungen würden von den Mädchen und jungen Frauen während ihrer Schullaufbahn getroffen. Doch gerade hier hat die TU durch die Ausbildung von Lehrkräften für das gymnasiale Lehramt eine sehr gute Möglichkeit für einen geschlechtersensiblen Unterricht zu werben, die Sensibilität der künftigen Lehrkräfte für Berufswahlprozesse ihrer Schülerinnen zu steigern und bisher noch untypische Entscheidungen für die Natur- und Ingenieurwissenschaften zu fördern. Zahlreiche Studien belegen, dass die Erfahrungen in der Schule, die Einstellungen und das Verhalten der Lehrkräfte die Studienwahl mit beeinflussen. Diesen Hebel gilt es zu nutzen, zumal in den Grundwissenschaften der Lehramtsstudiengänge bereits ein Wahlpflichtmodul zur Genderforschung verankert ist, welches curricular dafür genutzt werden kann.

Der Ansatzpunkt des Projektes ist somit, die Lehrkräfte bereits innerhalb ihres Studiums für die geschlechtsspezifischen Aspekte und Themen zu sensibilisieren und somit gezielt einem genderstereotypen Berufs- und Studienwahlverhalten entgegen zu wirken.

Vorhaben

Im Rahmen des Projektes werden Seminare für das Wahlpflichtmodul 3 Genderforschung innerhalb des Lehramtsstudiums an Gymnasien (Studienordnung 2009 und 2005) entwickelt und in der Lehre erprobt.
Pro Semester werden zwei von drei aufeinander aufbauenden Veranstaltungen für Lehramtsstudierende angeboten. Bevorzugt werden hier Lehramtsstudierende mit MINT-Fächerkombinationen angesprochen. Das Modul kann von den Studierenden durch eine Modulprüfung abgeschlossen werden. In den forschungsorientierten Veranstaltungen werden biografische, theoretische und konzeptionelle Zugänge angeboten. In einem Seminar werden erarbeitete Unterrichtskonzepte durchgeführt und evaluiert. Alternativ besteht die Möglichkeit sich den Girls-Day, die Schnuppertage, Hobit oder HIT als Forschungsgegenstand zu wählen.

  1. Seminar: Biografische Selbstreflexion

Ziel dieser Veranstaltung ist die Reflexion des eigenen Berufswahlprozesses. Hierzu werden die eigenen Schulerfahrungen und das Bündel an Gründen und Motivationen für die getroffene Berufswahl unter die Lupe genommen. Methodisch werden hierbei die Ansätze der Biografiearbeit herangezogen und mit Ergebnissen theoretischer und empirischer Erkenntnisse zu Berufswahlprozessen angereichert.

  1. Seminar: Aneignung des aktuellen Forschungsstandes und Entwicklung von Unterrichtsmodulen (alternativ: Evaluationsverfahren Girls-Day, Schnuppertag, Hobit, HIT)

Ziel dieser Veranstaltung ist die Aneignung des aktuellen Forschungsstandes durch Rezeption der zahlreichen Forschungsbefunde. Hierbei sind insbesondere die Forschungen zur Konzeptionalisierung von “männlichen” und “weiblichen” Fächern Gegenstand der Rezeption. “Die Entwürfe verschiedener Unterrichtsfächer als “männliche” und “weibliche” Fächer bieten ein gutes Beispiel dafür, dass professionelles Handeln in der Schule ein grundlegend reflektiertes Verhältnis zu eigenem Handeln, Bedeutungsmustern und den daraus folgenden Konsequenzen beinhalten sollte.” (Willems, 2008, S. 116) Ausgehend vom aktuellen Forschungsstand werden von den Studierenden Unterrichtskonzepte für den Schulunterricht entwickelt, die geschlechtliche Konnotationen vermeiden, dafür sensibilisieren bzw. zur Diskussion stellen. Alternativ zur Erstellung von Unterrichtskonzepten ist auch die Vorbereitungen für Evaluationen im Rahmen von Girls-Day, Schnuppertagen für Mädchen/junge Frauen an der TU Darmstadt, bei der Hobit und dem HIT möglich.

  1. Seminar: Erprobung und Evaluation eigener gendersensibler Unterrichtskonzepte

Ziel dieses Seminars ist die Erprobung und Evaluation der entwickelten Unterrichtskonzepte im Hinblick auf Reflektion und mögliche Änderungen in der eigenen Haltung, Sensibilität in Bezug auf geschlechtliche Zuschreibungen sowie das Aufbrechen von geschlechterstereotypen Verhaltens und Einstellungen bei den Schüler/innengruppen.
Die Ergebnisse des Projektes werden am Ende dokumentiert und in einer Tagung der interessierten Öffentlichkeit präsentiert.

Zielsetzung

Das Ziel des Projektes ist die Qualifizierung zukünftiger Lehrkräfte für einen geschlechtersensiblen Unterricht in den MINT-Unterrichtsfächern, um damit auch die Breite des Studienwahlspektrums für junge Frauen an der TU Darmstadt zu erweitern.
Es wird angestrebt, das Modulangebot zum “Geschlechtersensiblen Unterricht in den naturwissenschaftlichen Unterrichtsfächern” nach erfolgreicher Erprobung und bei Wiederbesetzung der vakanten Professur für Geschlechterforschung im Institut in das Regelangebot des Instituts Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik zu übernehmen.

Kooperationen

Das Projekt ist am Institut für Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik, im Praxislabor angesiedelt.
Kooperiert wird in diesem Projekt mit

  • der Kooperationsstelle für Wissenschaft und Arbeitswelt Darmstadt,
  • dem Büro der Frauenbeauftragten der TU Darmstadt,
  • der Zentralen Studienberatung,
  • dem Amt für Lehrerbildung,
  • ausgewählten Gymnasien im Raum Darmstadt.

Durchführung

  • Pro Semester werden zwei Veranstaltungen angeboten.
  • Dokumentation der Seminarkonzeptionen, der Unterrichtskonzeptionen und der Evaluationsergebnisse in einem Bericht.
  • Die erzielten Ergebnisse werden in Zwischenberichten dargelegt und evaluiert.
  • Öffentliche Präsentation der Projektergebnisse im Rahmen einer Fachtagung.